Angst

Das Ausdrücken der Trauer ermöglicht uns etwas loszulassen, was nicht mehr ist. Wir versuchen oft, die Trauer nicht zu spüren und drücken sie deshalb auch nicht aus. Wir hoffen, in unserer Welt der Wunschvorstellung daran fest halten zu können, dass alles noch so sei, wie es einmal war.

Das ganze Leben besteht aus Abschied – einige fallen uns leichter, andere wiederum sehr schwer. Der Abschied ist schmerzhaft: sei es von einem von uns geliebten Menschen, von unserer Jugend oder Gesundheit oder auch von Vorstellungen, die wir von uns und der Welt haben. Wenn wir aber ein gesundes Leben führen wollen, müssen wir den Tatsachen ins Auge sehen und uns erlauben, Schmerz Ausdruck zu geben. Wenn wir an etwas fest halten, das nicht mehr ist und nie wieder sein wird, dann verlängern wir nur unser Leiden. Durch die Trauer lernen wir los zu lassen und öffnen uns für das Neue.

Nicht jede Form des Weinens ist gesund. Es gibt unterschiedliche Formen des Weinens. Das Weinen kann jedoch nur dann zu einer Heilung führen, wenn das Gefühl hinter dem Weinen Trauer ist. Es gibt Menschen, die jahrelang weinen und trotzdem keine Schmerzlinderung erfahren. Sie verstehen nicht, warum ihr Schmerz nicht geringer wird. In diesen Fällen ist es wichtig darauf zu achten, welches Gefühl hinter dem Weinen liegt. Auch wenn die Person die Trauer als Ursache des Weines erlebt, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass oft andere Gefühle dahinter liegen. Dieses Phänomen ist besonders bei Frauen ausgeprägt. Das Weinen dient als Ventil für ein anderes Gefühl – meist Wut. Dies hat mit unseren gesellschaftlichen Rollenbildern zutun. Während bei Buben die Wut gesellschaftlich akzeptierter ist, lernen Mädchen schon sehr früh, dass dieses Gefühl nicht auf Zustimmung stößt. Das Gefühl und die damit verbundene körperliche Erregung/Anspannung ist jedoch in Situationen präsent, in denen Grenzen überschritten werden. Es ist eine biologische Funktion des Körpers, auf Gefahrensituationen zu reagieren. Diese Frauen bringen häufig ihre Anspannung/Erregung in einer gesellschaftlich tolerierten Weise zum Ausdruck und finden diesen im Weinen.