Anatomie des Schmerzes
Wir wissen aus der Forschung, dass der Schmerz erst dann entsteht, wenn bestimmte Hirnregionen aktiviert werden, d.h. wenn wir eine Verletzung am Körper haben, wird über das Nervensystem ein Signal zum Gehirn geschickt. Erst wenn dieses Signal bestimmte Hirnregionen erreicht hat, fühlen wir den Schmerz.
Der Schmerz besteht immer aus drei Komponenten:
- sensorisch (körperliche Empfindungen)
- affektiv (Gemütserregung)
- kognitiv (Gedanken).
Für diese drei Bereiche gibt es im Gehirn unterschiedliche Hirnregionen, die während einer Schmerzphase aktiviert werden.
Sensorischer Aspekt des Schmerzes
Die sensorische Komponente ist die Wahrnehmung der reinen Empfindung an jener Körperstelle, an der die Verletzung stattgefunden hat. Die Wahrnehmung stellt sich etwa als brennend, bohrend oder stechend dar.
Affektiver Aspekt des Schmerzes
Sowohl in unserer Reaktion auf Schmerz, als auch bei unserer Wahrnehmung von Schmerz sind Affekte beteiligt. In der Regel löst Schmerz einen unangenehmen Gefühlzustand aus. Aber auch umgekehrt haben Affekte einen Einfluss. Schmerz – wenn er nicht chronisch ist – hat die Funktion uns zu warnen. Starke Affekte können somit dazu beitragen, dass wir den Schmerz intensiver und bedrohlicher wahrnehmen als sonst. So haben beispielsweise Rückenschmerzen für jemanden mit einer Krebserkrankung eine andere Bedeutung, als für eine schwangere Frau, die sich auf ihr Kind freut. Für Menschen mit einer schweren Erkrankung bedeuten Schmerzen große Gefahr und eine eventuelle Bedrohung der Gesundheit und der Zukunft. Das wiederum kann Einfluss darauf ausüben, wie die Schmerzintensität wahrgenommen wird.
Kognitiver Aspekt des Schmerzes
Die Gedanken, die mit dem Schmerz verbunden sind, beeinflussen ebenfalls die Wahrnehmung über den Grad der Belastung. Es stellt einen Unterschied dar, ob eine Schmerzempfindung mit dem Gedanken verbunden ist: „Wenn das so weiter geht, verliere ich meine Arbeit“ oder mit dem Gedanken: „Ich sollte es heute etwas ruhiger angehen“.
Während der sensorische Teil des Schmerzes dem somatischen Bereich zugeordnet werden kann, zählen der affektive und kognitive Teil zu den psychischen Prozessen. Diese drei Komponenten sind jedoch immer vorhanden und beeinflussen sich gegenseitig. Das bedeutet, dass Schmerzen zwar auf der sensorischen Ebene wahrgenommen werden, die Intensität des Schmerzes jedoch von affektiven und kognitiven Faktoren mitbestimmt wird.